Miriam Schäfer: Das Fehlen des Flüsterns im Wind

Cover von Miriam Schäfers Buch "Das Fehlen des Flüsterns im Wind"
Miriam Schäfer: Das Fehlen des Flüsterns im Wind und andere Geschichten aus dem Halbdunkel. Acabus Verlag 2018.

Eine phantastische Kurzgeschichtensammlung mit einem bezaubernden Cover - das sieht interessant aus. Schon nach der ersten Geschichte wird klar: Das sieht nicht nur gut aus, dieses Werk liest sich auch gut. Also einfach hinein in den halbdunklen Kosmos von Miriam Schäfer und sich verzaubern lassen ...

Das Genre der Phantastik besitzt viele Facetten. Nicht zu verwechseln mit Fantasy, umfasst das Genre auch, aber weit mehr als nur Orks, Elfen und Trolle. In der Philologie wird Phantastik bis heute sehr unterschiedlich definiert. Sie umfasst ein breites Spektrum und erstreckt sich vom Text mit einem einzelnen phantastischen oder übernatürlichen Element über Geschichten, die von Anfang bis Ende in einer Fantasiewelt spielen bis hin zu zunächst unerklärlichen Phänomenen, die zum Ende der Story aber doch mit rationalen Argumenten aufgeklärt werden können.

 

Miriam Schäfer gibt in "Das Fehlen des Flüsterns im Wind" mit ihren unterschiedlichen Short Stories einen guten Überblick über die verschiedenen Facetten der Phantastik.  Dabei spielt die Autorin virtuos auf der Klaviatur der Kurzgeschichte und zeigt, dass sie dieses Instrument geschickt zu nutzen weiß. Ganz egal, ob Dystopie, klassische High-Fantasy oder eine Welt, in der nur ein simpler Zaun nicht ganz geheuer ist - Schäfer stellt souverän ein Element in den Mittelpunkt und versetzt ihre Leser*Innen damit im Laufe der Handlung ein ums andere Mal in Erstaunen. Oftmals braucht sie nur wenigen Zeilen, um komplette Welten und Stimmungen zu erschaffen.

 

Eine kleine Auswahl der Vielfalt: In "Dyson" begleitet man die gleichnamige Hauptfigur bei der Erkundung einer mysteriösen Unterwelt in einem postapokalyptischen Szenario, in "Purpurnacht" werden  Geister erlöst, "Hunger" zieht mitten hinein in ein gefährliches Buch und "Claire" folgt der Frage nach der eigenen Identität, während "Wurzelwaise" das Wesen der Bäume neu definiert. Manche der Geschichten sind recht formelhaft skizziert und haben fast Gleichnischarakter, andere leben vor allem von ihrer Atmosphäre. Für Fans von phantastischen Stories, die schon lange keine Kurzgeschichte mehr gelesen haben, eignet sich Miriam Schäfers Buch genauso wie für diejenigen, die einfach gerne Kurzgeschichten lesen. Am Ende der Lektüre steht jedenfalls fest, dass "phantastisch" in diesem Falle auch viel mit unserem umgangssprachlichen "fantastisch" zu tun hat - wenn man beeindruckt die letzte Seite umblättert. Viel Spaß beim Schmökern!

 

Auf der Seite des Acabus-Verlages gibt es mehr Infos zum Buch und die erste Geschichte, "Lichtbringer", als Leseprobe. Miriam Schäfer hat außerdem eine Autorenhomepage, auf der sie mehr über sich und ihr Schreiben verrät.