1. Mittelaltermarkt zu Haus Visbeck (26.-27.9.2015)

Mittelaltermärkte gibt es viele. Im Münsterland ist sicherlich Gisbert Hillers Mittelalterlich Phantasie Spectaculum, das jährlich im August (und bis 2014 auch zur Weihnachtszeit) in Telgte stattfindet, der bekannteste und größte mittelalterliche Markt. Dabei müssen es nicht unbedingt chartplatzierte Musiker, Stuntreiter und Horden von Markthändlern sein, die einer solchen Veranstaltung zum Erfolg verhelfen. Manchmal reichen Sonnenstrahlen, gut gelaunte Darsteller und eine wunderschöne Location aus, um sowohl für Besucher als auch für Aktive eine rundherum gelungene Veranstaltung zu schaffen.

Die historische Kapelle zu Haus Visbeck (bei Dülmen, etwa 30 Autominuten von Münster entfernt) liegt etwas versteckt zwischen großen, alten Bäumen und grasbewachsenen Weiden. Wäre an der Abzweigung nicht ein großes, blaues Schild, "Parken kostenfrei" aufgestellt worden - wir hätten die Einfahrt trotz Navi sicherlich verpasst, denn einen Hinweis auf den mittelalterlichen Markt, von dem wir durch einen Freund erfahren hatten, suchten wir unterwegs vergeblich. Offenbar war aber die lokale Anwohnerschaft besser informiert, denn der Acker, der zum Parkplatz umfunktioniert worden war, stand bereits voller Autos. Nach einem etwa fünfminütigen Fußmarsch standen wir vor der geöffneten, alten Kapelle. Doch zunächst wollten wir weiter. Am unauffällig gestalteten Kassenhäuschen zahlten wir den fairen Eintritt von 3 € pro Erwachsenem (Kinder bis 1,20 Meter hatten freien Eintritt) und betraten den Markt. Klein, aber fein - die zugegebenermaßen abgedroschene Phrase traf auf diesen Mittelaltermarkt wirklich zu. Ausgesuchte Händler boten selbstgemachtes Essen und Trinken, bei Handwerkern gab es kleinere Dekoartikel und Kunsthandwerk zu kaufen. Zahlreiche Lagergruppen zeigten mittelalterliches Leben - oder das, was sich die jeweiligen Gruppenmitglieder darunter vorstellten. Faszinierend war die dargebotene Vielfalt - Kelten waren ebenso vertreten wie Wikinger und Templer. Eine Falknerei zeigte zudem verschiedene Wildvögel. Für Kinder wie Erwachsene sichtbar ein besonderes Erlebnis, fliegende Waldbewohner wie Käuzchen, Uhu oder Habicht einmal aus der Nähe betrachten und, mit etwas Glück, auch selbst auf der Hand halten zu können. Etwas abgetrennt vom mittelalterlichen Teil befand sich außerdem ein größerer Bereich, in dem sich neuzeitliche Speisen und Getränke erwerben ließen, doch auch hier sorgten Holzhütten und Holzbänke für eine schlichte Optik. Zusätzlich belebte eine mittelalterliche Schmiede den Bereich. Bis auf einen bunten Getränkehänger, den man ruhig mit einer Plane oder ähnlichem hätte unauffälliger ins Gesamtbild einfügen können, suchte man auffällige Neuzeitoptik auch hier vergebens. Der alte Gutshof neben der Kapelle bildete die stimmungsvolle Kulisse für das mittelalterliche Treiben. Zu sehen gab es die üblichen, gleichwohl gut gemachten Programmpunkte - einen Gaukler, Schaukämpfe und eine Märchenstunde. Am Samstag Abend rundete eine Feuershow die Veranstaltung ab, am Sonntag gab es mittelalterlichen Tanz. Ein dreiköpfiges Harfenensemble namens Brisinga spielte zusätzlich mehrmals täglich in der Kapelle ruhige, besinnliche Töne, was den Markt gelungen ergänzte. Kurz: Der 1. mittelalterliche Markt an der Kapelle zu Visbeck war eine unaufgeregte, aber gerade deshalb wunderbar entspannte Veranstaltung. Die Organisatoren ließen bereits verlauten, den Markt im nächsten Jahr wiederholen zu wollen - dann mit noch mehr Gruppen und Programmpunkten. Wenn der Wettergott dann wieder so gnädig gestimmt ist, kommen bestimmt auch noch mehr Besucher - und dann muss sicherlich noch ein zusätzlicher Acker als Parkplatz herhalten.

 

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