Das wunderschöne Ambiente der alten Renaissanceburg Vischering - eine der ältesten und besterhaltenen im ganzen Münsterland - ist für sich genommen bereits eine Reise wert. Einmal im Jahr, am zweiten Juliwochenende, ist es dort besonders voll: Ein Mittelaltermarkt mit familiärer Atmosphäre lädt tausende Besucher ein, sich auf eine kleine Zeitreise zu begeben.
Die Veranstaltung auf der Kapellenwiese vor der Burg war bei bestem Sommerwetter auch in diesem Jahr gut besucht. Am 9. und 10. Juli war der Eintritt zum Mittelaltermarkt komplett frei, aber freiwillige Spenden zum Erhalt der Veranstaltung gerne gesehen.
Die Mischung von Lagergruppen aller Jahrhunderte (von Kelten bis zum späten Mittelalter), verschiedenen Händlern (Knabbereien, Schmuck, Holzartikel, Wolle und mehr) und Handwerkern (Schmiede, Bronzeguss, Steinmetz) zog vor allem Familien mit Kindern an. Das Highlight an beiden Tagen war die Showschlacht, in der über 30 Ritter und Kämpfer verschiedene Kampftechniken vorführten. In der übrigen Zeit unterhielten die Menschen in den Lagern, Bogenschießen, Knappenschule, eine Modenschau quer durch die Epochen und verschiedene Spiele die Besucher. Neben den bekannten Köstlichkeiten des Café Reitstall im Vorhof der Burg gab es leckere Vollkornfladen (mit Fleisch, vegetarisch und vegan) und Bratwurst für hungrige Mägen.
Die Modenschau mochte für Geschichtsprofis lohnenswert sein, für viele interessierte Besucher gestaltete sie sich zu lang und zu trocken. Hier darf am Unterhaltungswert gefeilt werden. Wer etwas bestimmtes Wissen wollte, konnte auch direkt bei den Lagern fragen und bekam durchweg freundliche und ausführliche Antworten. Zu sehen waren dort bestens gelaunte Darsteller aus allen Epochen. Los ging es bei den Kelten (das ist zwar Antike und kein Mittelalter, aber an der Stelle drücken wir einfach ein Auge zu), über Wikinger und Sachsen aus dem frühen Mittelalter. Dazu kamen Templer, Geistliche, Adel, gemeines Volk und Bettler des Hochmittelalters. Den Abschluss bildeten schließlich die farbenprächtigen Gewandungen des späten Mittelalters. Insgesamt nahmen etwa 170 verschiedene Darsteller an der Belagerung teil.
Geht da noch was?
Was fehlte, war eine gemütliche Markttaverne, vor der man bei Unterhaltung durch Barden und Gaukler (die fehlten jedoch auch) hätte gemütlich eintauchen können in diese fremde Zeit. Ansätze waren
indes vorhanden: Auf dem Weg zur Burg, im kühlen Schatten spielte Brisinga verträumte Melodien auf Harfe und Drehleier.
Im Vorhof der Burg befindet sich zudem das Museum, das bei moderatem Eintritt mehr über das Leben im Mittelalter und über die Burg verriet. Wie schön wäre es, wenn auch in der Vorburg und im
Innenhof der Burg Vischering mittelalterliches Treiben herrschen würde! Der einzig dort ansässige Verkaufsstand des Museums ist leider alles andere als mittelalterlich gestaltet. Auch die Tische
und Bänke des Cafés entsprechen nicht dem historischen Ambiente um sie herum.
Die Belagerung der Burg Vischering ist eine Veranstaltung des Kreises Coesfeld. Auch 2017 wird es wieder eine Burgbelagerung geben - das ist dann bereits die neunte Belagerung der Burg Vischering.
Impressionen der achten Belagerung: