Stolz und Vorurteil und Zombies

Stolz und Vorurteil und Zombies Filmplakat
Stolz und Vorurteil und Zombies: Klassiker und Horrorfilm in einem. Filmplakat: ©SquareOne/Universum

In Großbritannien gehört der Klassiker „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen zur Schullektüre. Entsprechend oft ist die Geschichte von zwischenmenschlichen Irrungen und Wirrungen aus dem Jahr 1813 bereits verfilmt worden. Die neueste Version, die ab dem 28. Oktober bei uns auf DVD und Blu-ray erhältlich ist, unterscheidet sich jedoch erheblich von allen anderen. Wenn in dem klassischen Liebes- und Gesellschaftsdrama plötzlich untote Horden auftauchen, bedeutet das eine ganze Menge - und macht Lust auf Mehr.

Stolz und Vorurteil: Der Empire-Klassiker ist auch nach über 200 Jahren nach seinem Erscheinen noch lange nicht tot, sondern wird immer wieder neu erfunden. Die ursprüngliche Geschichte fasziniert auch im 21. Jahrhundert (Für eine Übersicht über die Publikationsgeschichte lohnt sich ein Blick in die Wikipedia). Auch in der aktuellsten Filmfassung muss Mr. Bennett, der in der Nähe von London auf dem Land wohnt, seine fünf Töchter unter die Haube bringen, und auch hier gibt es allerlei Missverständnisse, bevor am Ende eine fröhliche Hochzeit gefeiert wird. Bereits einige Zeit zuvor – und das ist neu – hat der alte Herr seine Töchter in fernöstlichen Kampfkünsten ausbilden lassen, denn Südengland wird seit Jahrhunderten von Zombies bedroht. Nur wer flink mit Katana oder Pistole umgehen kann, überlebt. Im Klartext bedeutet das: Bevor Elisabeth mit Monsterjäger Mr. Darcy auf dem klassischen Ball tanzen kann, muss die Veranstaltung mit Blut und Schweiß gegen untote Horden verteidigt werden.

Hier gibt es die ersten Aha-Momente des Films, denn er ist – überraschenderweise – gut gemacht und hervorragend ausgestattet, und zwar sowohl für einen Zombie- als auch für einen Kostümfilm. Trash sucht man hier vergebens. Es macht Spaß, den fünf jungen Damen beim Raufen, Necken und, tja, Töten zuzusehen. Ist es Zufall, dass die Herren dagegen allesamt blass und unscheinbar auftreten? Die fünf Töchter sind jedenfalls nicht nur hübsch und lebenslustig, sondern aufgrund ihrer Ausbildung auch selbstbewusst, gleichwohl sie manchmal albern kichern. Sie können sehr gut für sich selbst sorgen und brauchen eigentlich keine Männer, weder für ihre finanzielle Absicherung noch für ihren Schutz.

 

Damit ist eigentlich schon gesagt, warum dieser Film so wichtig ist: Weil darin das Selbstbewusstsein von Jane-Austen-Schönheiten (die sich auch im Original für ihre Zeit bereits sehr fortschrittlich  benahmen) auf eine neue Stufe gehoben wird. Im Action-Film von heute haben dümmliche und eindimensionale Frauenfiguren offenbar keinen Platz mehr. Die Heirat dieser klugen Kämpferinnen geschieht mehr als in jeder Verfilmung zuvor aus freien Stücken und weniger aus gesellschaftlichem Zwang.

„Stolz und Vorurteil und Zombies“ ist aber auch eine weitere Genreübertretung des Horrorfilms, dieses Mal hin zu englischen Biedermeier-Komödien.

Das einfache Rezept, die sprachlichen Vorlagen des Klassikers mit typischen Dialogen aus Horrorfilmen anzureichern, sorgt, gerade bei Kennern der Buchvorlage, für manchen Brüller. Leider sinkt die Humorigkeit des Films nach der ersten Stunde rapide, wenn Regisseur Burr Steers sich auf so etwas wie einen Plot konzentriert. Hätte das sein müssen? Er wäre besser damit gefahren, die Vorlage neu zu denken, denn mit einem neuen Plot wird aus einer genialen Idee am Ende doch nur ein ganz gewöhnlicher Film, der in der zweiten Hälfte unentschlossen zwischen eigener Erzählung und Vorlage hin- und herschwankt.

 

Bleiben die Bilder. Überraschenderweise, so stellt man beim Zuschauen fest, passen historische Empirekleider und grässlich zerfetzte Köpfe gut zusammen. Die Idee, Romantik, Grusel und Action zusammenzuführen, ist natürlich alles andere als revolutionär. Im Nachhinein stellt sich die Frage, warum nicht bereits vor zwanzig Jahren jemand darauf gekommen ist, die Jane-Austen-Romane mit einer Portion Horror anzureichern. Denn auch für Horrorfans bietet der Film wirklich solide Kost.

 

Spaß macht der Streifen also in jedem Fall, auch wenn ihm ein wenig mehr Mut zur Absurdität gut getan hätte. Und vielleicht gibt es nach diesem gelungenen Auftaktprojekt ja weitere Zombie-Literatur-Verfilmungen? Die Weltliteratur strotzt ja schließlich nur so vor Klassikern ohne Zombies. Wäre doch prima, wenn sich das bald änderte.

 

universumfilm.de