Kleine Westfälische Fotografiegeschichte

Es ist der Hund rechts im Bild, der unweigerlich die Aufmerksamkeit auf sich zieht – denn er trägt Kopfhörer auf den Ohren. Seine Augen scheinen halb geschlossen, der Blick in die Ferne gerichtet. Neben ihm ein Junge in altmodischer Kleidung,der auf einem altertümlichen Stuhl sitzt, auch er mit Kopfhörern. Die schwarz-weiß-Fotografie „Der radiohörende Hund“ ist nicht ohne Grund das Titelbild der „Kleinen Westfälischen Fotografiegeschichte“ von Alfons Eggert und Stephan Sagurna geworden. Der Bildband, der jüngst im münsterschen Ardey-Verlag erschienen ist, beschäftigt sich mit der Geschichte der Fotografie aus einer ungewohnten Perspektive, nämlich der westfälischen.

Denn der Hof Eggert, der noch heute im Münsteraner Stadtteil Mecklenbeck existiert, kann auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken. Aus der langen Ahnenreihe der Eggerts sticht fotografiegeschichtlich vor allem Alfons Eggert heraus, der im Jahr 1972 die so genannte kombinatorische Fotografie erfand. Doch die Leidenschaft für belichtete Platten und Filmen begleitet die Familie seit Beginn der Fotografie. Die umfangreiche Fotosammlung, die auf dem Hof über mehrere Generationen hinweg angelegt wurde, ist nicht nur eine Dokumentation des ländlichen Westfalens, sondern auch der Fotografie von ihren Anfängen bis zur Entwicklung der digitalen Spiegelreflexkameras.

 

In dem kleinformatigen Bildband, der über 100 Fotos sowie kurze, erläuternde Texte präsentiert, wechseln sich Bilder ab, die Eggert selbst anfertigte mit denen anderer Fotografen, die in die Sammlung Eggert gelangten. Außer dem radiohörendem Hund begegnen die Leser unter anderem einem Wanderfotografen, landwirtschaftlichen Schuppen, dem Prinzipalmarkt, der bereits erwähnten kombinatorischen Fotografie und verschiedenen Personen, die im Portrait bis heute lebendig wirken.

 

Die Kleine Westfälische Fotografiegeschichte legt zudem Zeugnis ab vom Wandel einer Zeit, die global gesehen noch gar nicht so lange her, aber heute längst vergangen ist. Nicht zuletzt dadurch gewinnt der Band viel von seiner Faszination. Nicht nur, aber gerade für jene Münster-Fans eine lohnende Lektüre, die Lust haben, Westfalen einmal durch die Augen alter Kameras zu betrachten.

 

Mehr Informationen auf der Buchseite des Ardey-Verlages.