Rückblick: Die Schlacht um Groenlo

Mann in der Schlacht um Grolle, der nach vorne guckt.
Die Slag Om Grolle zog 2017 über 1.600 Reenactors aus drei Kontinenten an und war damit das weltweit größte Event für die Nachstellung einer Schlacht im 17. Jahrhundert.

Die Schlacht um Groenlo oder De Slag on Grolle, wie es im niederländischen Original heißt, findet alle zwei Jahre im holländischen Groenlo statt - einem kleinen Örtchen nahe der Grenze bei Bocholt. Im Jahr 2017 war NRW Alternativ vor Ort - und erlebte eines der beeindruckensten Reenactmentevents in Europa.

Schlacht um Grolle: Schild mit eindeutigen Angeboten
Skurrilität am Rande der Schlacht: Ein Bordell durfte natürlich nicht fehlen. Verhütung kostete allerdings extra.

"Willkommen im Jahr 1627", "Welkom in 1627" sagen die Einwohner Groenlos alle zwei Jahre im Oktober und locken damit mehrere zehntausend Gäste an. Was sich zunächst reichlich vermessen anhört, wird verständlich, wenn man das kleine Städtchen betritt. Wie in einer begehbaren Fimkulisse geht man mitten hinein in einen historisierten Stadtkern, sieht Verkäufer mit Bauchläden und Kinder, die mit Hunden spielen. Stroh liegt auf der Straße, eine Magd treibt ihre Gänseschar vor sich her. Hier wird ein Schwein gegrillt, dort ragen Pferdefüsse aus der Suppe. An der nächsten Ecke singen Musikanten alte Weisen, und wenige Schritte weiter preist eine Prostituierte ihren Körper an. Sah es so aus in Groenlo im 17. Jahrhundert? Genau weiß man es nicht, aber - es hätte ganz sicher so sein können.

Wie im Film: Darsteller bei der Slag om Grolle
Wie im Film: Darsteller bei der Slag om Grolle

Groenlos Geschichte nachgespielt

Den Einwohnern des Grenzstädtchens fehlte einst ein touristischer Aufhänger. Um mehr Gäste anzulocken, musste ein außergewöhnliches Event her. Man besann sich der Geschichte, die für den heute beschaulichen Ort dramatisch anmutet: Im Jahr 1627 war Grolle, so der alte Name der Ortschaft, noch durch die Spanier besetzt. Der niederländische Prinz Frederik Henrik belagerte die Stadt, um sie zu befreien. Das Wunder gelang und trug maßgeblich zur Befreiung der nördlichen Provinzen bei. Kein Wunder also, dass die Niederländer noch heute stolz auf die Schlacht sind. Bei der wurde übrigens das heute bekannte niederländische Bier Grolsch das erste Mal gebraut. Der Name des Bieres leitet sich ebenfalls von der Ortschaft ab.

Authentischer Wäscheständer in der Innenstadt von Goenlo.
Authentisch: Wäscheständer in der Innenstadt von Goenlo.

Groenlo entschloss sich, alle zwei Jahre im Oktober das Ereignis wieder auferstehen zu lassen. Mit großem Erfolg: Mit jedem Mal kommen mehr Teilnehmer. 2017 waren es rund 1.600 Reenactors und 30.000 Besucher, viele davon aus Deutschland. Die Darsteller kommen aus allen Teilen der Erde: Engländer und Schotten sind mit dabei, aber auch Amerikaner und Australier. Alle bringen ihre eigene Ausrüstung mit. Allein der Aufwand am Zoll muss gigantisch sein, wenn die historischen Steinschlossbüchsen in Massen eingeführt werden - von der Mitnahme der Zelte und der übrigen Ausrüstung mal ganz zu schweigen. Die Stadt Groenlo sponsort eine Tonne Schwarzpulver, und dann kann es losgehen, das Hauen und Stechen der Pikiniere und das Donnern der Kanonen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein ohrenbetäubendes Spektakel, sich die Massenschlacht aus sicherer Entfernung anzuschauen. Und spätestens, wenn die Reiter ihre Pferde mitten hinein in die feindlichen Linien treiben, die Barrikaden im Sturm erobert werden und die Trossfrauen die Gefallenen plündern, dann ist man wirklich mitten drin im Jahr 1627. 

 

Mehr Infos gibt es auf der offiziellen Seite des Events

Impressionen zeigt die NRW-Alternativ-Bildergalerie: