Mila Mar: Haime

Cover der CD Haime von Mila Mar
Zum Wegträumen schön: Mila Mars EP "Haime"

Nach Wisborg Perle Nummer zwei aus dem Jahr 2018, die 2019 weiterhin gehört werden will: „Haime“ ist nicht irgendeine EP irgendeiner Band, sondern die Fortsetzung des Schaffens der legendären Psycheldic-Folker von Mila Mar, mit der sie – zur Freude der Fans – nahtlos an vergangene Zeiten anknüpfen.

Seit Mitte der Neunziger Jahre verbreiten Mila Mar ihre sphärischen Klangfantasien. Einzuordnen ist ihre zeitlose Musik kaum, zumal Sängerin Anke Hachfeld eine Phantasiesprache nutzt. Mit den Jahren hat sich die Band dennoch eine treue Fangemeinde erspielt. Vereinzelt werden Vergleiche zu Folkgrößen wie Dead Can Dance, Faun oder Omnia herangezogen, die irgendwie die Richtung der Musik andeuten, sie jedoch keinesfalls erschöpfend beschreiben können. Mitte der 2000er Jahre ist es still um die Band geworden; die Musiker widmeten sich anderen Projekten.

 

Doch dann, 2015, die Rückkehr! Die Mitglieder von Mila Mar gaben ihr Herzensprojekt nicht auf, spielten nach ersten zögerlichen Reunion-Auftritten Konzert um Konzert, wurden wieder gelobt und waren zu Recht erneut in aller Munde.

mila Mar sind auf Haime ganz sie selbst

Mitte 2018 dann die neue EP. Fünf Stücke sind darauf, insgesamt hat die Scheibe rund 24 Minuten Spielzeit. „Fliedermoos“ beginnt mit traumgleichen Einflüsterungen, sphärischen Trommeln und hallenden Flächen. Nach noch nicht mal zehn Sekunden Hören ist klar: Mila Mar sind wieder da! Dann Ankes eindrucksvoller Gesang, der spielerisch zwischen den Oktaven wechselt, untermalt von Synthie-Teppichen. Mila Mar knüpfen genau dort an, wo sie vor vielen Jahren aufgehört haben. Das beweist auch das orientalisch gefärbte „Rose“, bei dem langsame Drums das Sagen haben und das an entsprechende Tracks von Dead Can Dance erinnert. Daran anknüpfend kommt „Asche“ ebenfalls nicht ohne Drums aus, ist mit zerbrechlichem Gesang, langsamen Streichern und seinen zarten Syntheziserklängen aber weitaus trauriger. Ein echtes Songjuwel!

Streicher begegnen auch auf dem titelgebenden „Haime“. Hier bauen die Synthiesounds eine mystische Atmosphäre auf, bevor die Stimmung vom kraftvollen Gesang hinfortgetragen wird. Eine afrikanische Djembe dominiert neben E-Piano-Klängen den letzten Track, „Neptune“, in dem Anke ihre Sehnsucht gleichsam mitten in die Natur hinauszurufen scheint, bevor die letzten Klaviertöne verhallen.

 

Das ganze Album besitzt nur ein einziges Manko: Es ist zu kurz. Da hat man gerade angefangen, sich in den liebevoll aufgebauten, düster-orientalischen Klangkosmos zu verlieben, da verklingen auch schon die letzten Töne und lassen die Hörer sehnsüchtig, aber leider alleine in der Stille zurück.

 

Auch 2019 stehen Mila Mar für ihren ganz eigenen Sound, der oft mehr einem Soundtrack gleicht. So muss Musik klingen! Oder, um es mit der Band zu sagen: „Wir wollen unser Herz weit aufmachen, denn unsere Musik soll größer werden als all das platte Leben.“

 

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