Christopher Huang: Tod eines Gentleman

Cover von Tod eines Gentleman.
Christopher Huang. Tod eines Gentleman. Heyne Dezember 2019.

Was für ein schönes, glamouröses Cover! Der Einband, ganz in gold und schwarz gehalten, verspricht, uns in die sprichwörtlichen „golden twenties“ zu entführen, genauer: In das London des Jahres 1924. Doch dieses Versprechen wird nur bedingt eingelöst, geht es in „Tod eines Gentleman“ doch um Ereignisse in einem ruhigen und beschaulichen Herrenclub. Die Ruhe des Clubs wird jäh erschüttert, als das jüngst aufgenommene Mitglied eines morgens ermordet im Club aufgefunden wird. Clubmitglied Eric Peterkin, seines Zeichens Halbchinese und darum mit vielerlei Vorurteilen konfrontiert, bekommt schnell mit, dass der ermittelnde Beamte alles daran setzt, den Fall zu vertuschen. Und so verwunderlich ist das auch nicht, sind die Verdächtigen doch allesamt Mitglieder der feinen Londoner Gesellschaft und Clubmitglieder, und auch sie setzen alles daran, dass dem Fall keine gesteigerte Aufmerksamkeit zukommt.

 

Dennoch muss der Täter einer von ihnen gewesen sein. Peterkin beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln, und stößt schon bald auf ein Geheimnis, das bis in die Kriegsjahre zurückreicht und scheinbar alle Clubmitglieder betrifft. Was ist damals geschehen, das noch Jahre später einen Mord auslösen kann?

 

Der Autor ist selbst Chinese, studierte in Kanada und entdeckte bereits früh seine Liebe zu klassischer Kriminalliteratur von Agatha Christie und Co. Darum ist sein Roman ein klassischer Whodunnit vor dem Hintergrund der klassischen Krimi-Zeit: Wer aus der Riege der gediegenen Gentleman hat einen Mord begangen? Spannend ist die Perspektive des Protagonisten, der aufgrund seiner Rassenzugehörigkeit vor Probleme gestellt wird, die andere Engländer damals sicher nicht hatten. Hier hat der Autor gut recherchiert. Leider bleibt der Hauptcharakter ansonsten recht farblos.

Bei der Aufmachung des Buches hätte ich ebenfalls nicht erwartet, auf ein Rätsel zu stoßen, dass größtenteils in der Kriegszeit, also von 1914-1918 zu verorten ist. Zusammen mit dem China- Hintergrund, dem 20er-Jahre-Charme, der hier und da durchblitzt und der angestaubten Atmosphäre des Herrenclubs ergibt das inhaltlich doch eine recht eigenwillige Mischung, die leider nicht völlig überzeugen kann. Für Whodunnit-Fans, gerade jetzt im Winter, dennoch ein gediegenes Lesevergnügen.

 

Hier geht es zur Verlagsinfo des Buches.

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Tod eines Gentleman Leseprobe
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