Fabienne Siegmund: Das Nebelmädchen von Mirrors End

Fabienne Siegmund: Das Nebelmädchen von Mirrors End. Art Skript Phantastik Verlag 2020. 184 Seiten, 7 €
Fabienne Siegmund: Das Nebelmädchen von Mirrors End. Art Skript Phantastik Verlag 2020. 184 Seiten, 7 €

"Die Nacht war finsterdunkel. Ja, das genau war das richtige Wort, denn finster und dunkel allein hätten für die tiefe Schwärze, die den Himmel färbte, nicht ausgereicht. So finsterdunkel war die Nacht, dass selbst das Licht der Straßenlaternen zu sterben schien, noch ehe es die gläsernen Leuchtkörper verlassen hatte."

 

So beginnt die Novelle "Das Nebelmädchen von Mirrors End", und so wie der Anfang von der Dunkelheit erzählt, so kommen in der grafischen Gestaltung des Art Skript Phantastik Verlages auch die Worte nur zögerlich aus einem dunkel gefärbten Kapitelanfang hervor, bevor die Seite schließlich zu einer gewöhnlichen weißen Seite wird. Das ist eine mutige, aber sehr gelungene grafische Untermalung des Hauptthemas der Geschichte: Die Dunkelheit.

Die 16-jährige Leseratte Eliza Willows zieht mit ihrer frisch geschiedenen Mutter auf das Landgut Mirros End, einem alten, verwinkelten Fachwerkhaus. Schon in der zweiten Nacht im neuen Heim macht sie Bekanntschaft mit dem Geist des Hauses, den sie liebevoll und fasziniert das Nebelmädchen nennt. Dieser Geist erzählt ihr seine traurige Geschichte, die untrennbar mit dem Haus, aber auch der Dunkelheit verwoben ist. Es ist die Geschichte eines Schmiedes, der in diesem Haus einst Waisenkinder aufnahm. Leider tat er dies nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus völlig anderen Motiven, und nach und nach verschwanden die Kinder, nach denen nie jemand suchen würde ...

Kurz darauf hört Eliza eine Melodie, die nicht für ihre Ohren bestimmt ist, und ihr wird klar, dass sie längst viel tiefer in die Geheimnisse von Mirrors End eingetaucht ist als gut für sie sein kann. Wird Eliza diejenige sein, die das Nebelmädchen rettet?

 

Was in dem Zitat am Anfang dieser Rezension ebenfalls deutlich wird, ist die repetetive Erzählweise der Autorin. Was die eine Leserin an Märchen und Sagen am Lagerfeuer denken lässt, mag die andere stören. Im Nachwort nennt die begeisterte Märchenerzählerin Fabienne Siegmund unter anderem Michael Ende, Peter S. Beagle und Neil Gaimain als ihre Vorbilder. Deren Einfluss ist aus der träumerischen Novelle deutlich herauszulesen. Für Fans von düsteren Märchenerzählungen ist "Das Nebelmädchen von Mirrors End" darum optisch und inhaltlich ein (schmiede)heißer Tipp!

 

Mehr zu "Das Nebelmädchen von Mirrors End" gibt es auf der Seite des Art Skript Phantastik Verlages.


Ein aktueller Hinweis in Corona-Zeiten:

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