John Grisham: Die Wächter

Unschuldig im Todestrakt - was man sich in Deutschland kaum vorstellen mag, ist in den USA bittere Realität. Hier werden nicht nur Staatsgefängnisse privatisiert und damit auf Profit ausgelegt, sondern aufgrund von Habgier, Rassismus, Korruption und Machtstreben auch Menschen, die eigentlich gar nichts getan haben, von ahnungslosen Jurys verurteilt. John Grisham beleuchtet mit "Die Wächter" das System hinter den Verurteilungen.

Zwischen vier und sechs Prozent aller Häftlinge in den USA sitzen Schätzungen zu Folge hinter Gittern, obwohl sie unschuldig sind. Wie es zu diesen verhängnisvollen Justizirrtümern kommen kann, erzählt John Grisham anhand zweier Fälle, die sein fiktiver Anwalt Cullen Post bearbeitet. Post arbeitet für eine gemeinnützige Organisation namens "Guardian Ministries" (zu deutsch etwa "Wächterdienste", daher der deutsche Titel des Buches), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, unschuldig verurteilte Menschen aus dem Gefängnis zu holen. Das ist besonders deshalb wichtig, weil in vielen Südstaaten noch die Todesstrafe verhängt wird.

 

Grisham sagt selbst über dieses Buch, es sei zwar alles erfunden, aber er habe sich von realen Fällen und Personen zu dem Werk inspirieren lassen. So hat der Bestseller-Autor einen Roman geschaffen, der gleichzeitig als Sachbuch zum Thema dienen könnte. Selbstverständlich hat der Jurist dafür sehr gut recherchiert und schreibt wie immer sowohl sachlich als auch packend. Die eigentümliche Mentalität der Südstaaten kommt in "Die Wächter" genauso zum Tragen wie die einzelnen juristischen Aspekte der Fälle und die Frage, wer denn eigentlich schuldig ist.

Dieses Buch steht nicht ohne Grund auf der Spiegel-Bestsellerliste: Die Mischung aus Justizdrama, Krimi und Sachbuch macht "Die Wächter" zu einer Lektüre, der man sich von Anfang an nur schwer entziehen kann und die man zum Schluss entrüstet und klüger aus der Hand legt.

Und darum geht es: In Florida wird der junge Anwalt Keith Russo erschossen. Es gibt keine Zeugen, keine Verdächtigen, kein Motiv. Trotzdem wird Quincy Miller verurteilt, ein junger Afroamerikaner, der zu den Klienten des Anwalts zählte. Miller bekommt lebenslang und sitzt 22 Jahre im Gefängnis, bevor Post seinen Fall übernimmt. Er ahnt nicht, dass er sich selbst und seinen Klienten damit in Lebensgefahr bringt ...

Ein zweiter Fall wird von Post und seinem Team fast unspektakulär nebenbei gelöst. Nach einer aufreibenden Anfangssequenz im Todestrakt genügt es hier schließlich, einen DNA-Analyse zu veranlassen, die zum Zeitpunkt der Verurteilung noch nicht zur Verfügung stand, um einen Unschuldigen vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren.


Das MP3-Hörbuch bietet eine gekürzte Lesung, ist aber immer noch rund zwölf Stunden lang. "Die Wächter" ist vom langjährigen Grisham-Sprecher Charles Brauer eingesprochen worden, dessen angenehme Altväter-Stimme mit dem unangenehmen Inhalt kontrastiert und ihn umso eindringlicher wirken lässt.

 

Und das sagt John Grisham selbst über sein Buch:

 

Mehr Informationen zum Buch gibt es auf der Seite des Verlages.

Hier geht es direkt zum Hörbuch.