Dandilon Wine: Le Cœur

Hierzulande ist die Etheral-Folk-Band Dandilon Wine eher unbekannt, gleichwohl sie schon seit 1996 in Australien Musik macht. Doch zuletzt war es auch in der Heimat recht still um die experimentelle Folk-Formation: Die letzte Veröffentlichung, „All Becompassed By Stars“, ist zehn Jahre her. Aber jetzt gibt es endlich etwas Neues: Das fünfte Studioalbum heißt „Le Cœur“ und ist seit Ende Juli auch bei uns erhältlich.

Atmosphärisch-elektronischer Folk mit Botschaft

ür Freundinnen und Freunde experimenteller Weltmusik, die Bands wie Dead Can Dance, Faun, Mila Mar, Omnia und Qntal mögen, für die klingt die Musik auf „Le Cœur“ ohnehin wie eine längst überfällige Heimkehr: Es gibt mittelalterliche Instrumente, zarten bis mitunter frechen Frauengesang, Cello- und Hackbrettklänge und das eine oder andere langsame Gitarrenriff. Das ganze wird garniert mit einem – je nach Song mehr oder weniger starken – Touch Elektronik. Dazu gesellen sich, der Abbildung auf dem Cover gemäß, Herztöne von Ungeborenen.

Klingt experimentell? Ist es auch – und sehr atmosphärisch.

 

Zum runden Hörerlebnis haben Gastmusiker aus aller Welt beigetragen, von denen hierzulande wohl Rüdiger Maul von Faun der bekannteste sein dürfte. Dazu tummeln sich HakGwai Lau an einer chinesischen Spießgeige, Denni Meredith von der südaustralischen Band Brillig am Bass, sowie Phil Coyle und Pete McKeown auf dem Album.

 

Die Band selbst beschreibt Le Cœur als Reise – und das ist wirklich eine gute Klammer, in die sich die sehr unterschiedlichen Stücke fassen lassen. Man kann die unterschiedliche Musik auch als Hymne auffassen, als Lob an das Leben, das ja auch nie einfach, eindimensional oder einseitig ist. Dazu passt dann auch wieder die Abbildung auf dem Titel: Die drei hochschwangeren Frauen sind so positioniert, dass sie in der Natur vorkommende Muster imitieren. Die kann man zum Beispiel sehen, wenn man sich Schneeflocken unter dem Mikroskop anschaut. Mit bloßem Auge sind sie nicht sichtbar, sind aber doch – genau wie die ungeborenen Kinder – der eigentliche Wesenskern des Lebens.

Musik als poetisch-surreale Reise zum Kern des Lebens

Klingt poetisch? Ja, so ist Le Cœur eben auch.

Könnte man meinen. Und dann singt eine Frau in „Unlikely Impossible“ zu leisen Hackbrettönen merkwürdig schief „What the Hell is going on here?“, und schon ist die Poesie zu einem surrealen Traum zerflossen. Das ist typisch für dieses überraschende Album, das - ähnlich wie das Leben selbst - sich nur selten in eine feste Schublade packen lässt.

Mal reinhören? Hier gibt es die Single „Pilgrimage“. Das niedliche Video entstand übrigens komplett bei Sängerin Naomi in Heimarbeit während der corona-bedingten Isolation.

Eine Europatour zum neuen Album war eigentlich geplant, ist aber, wenig überraschend, wegen Covid-19 auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

Eine Kontakt- und virenfreie Möglichkeit, das Album zu beziehen gibt es via Bandcamp.com

Stream/download von den üblichen Streaming-Diensten wie Spotify, Apple, Deezer etc gibt es gesammelt hier.

Mehr Infos:

dandelionwine.band


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