Art of Empathy: End of I

Cover von Art of Empathy: End of I.
Art of Empathy: End of I. Anaeos Records 2020.

Empathie wird als die Fähigkeit definiert, Gedankengänge und Gefühle von anderen nachvollziehen zu können. Wer Empathie zeigt, kann leichter mit anderen in Kontakt kommen und ein tieferes Verhältnis zu seiner Umwelt aufbauen.
Ist Empathie eine Kunst? Ja, meint der Belgier Jef Janssen, der Künstler hinter Art of Empathy. Leider ist unsere Welt an vielen Stellen vom Gegenteil geprägt: Das Me-First-Denken ist weit verbreitet. Dabei täte es nicht nur der Gesellschaft, sondern auch unserer Umwelt und uns selbst gut, wenn wir mehr Empathie zeigten. Und genau darum geht es Jef in seinem neuesten Longplayer, End of I. Das Soloprojekt überrascht mit Vielfalt und Romantik.

Gelebte Empathie

Soundtüftler Janssen hat für seine Songs eine klassische neofolkige Akustikgitarre mit den passenden Trommeln und Synthesizerklängen kombiniert. Hinzu kommt seine Stimme in den unterschiedlichsten Varianten – von gehaucht bis choral – , die nicht müde wird, eine Vision zu beschwören: Dass die Menschheit doch eigentlich besser wissen müsste, was sie tut und endlich beginnt, auf andere und die Umwelt zu achten. Damit wir alle, jetzt und in Zukunft, besser und glücklicher leben können.


Bei bloßen Worten belässt es der Künstler allerdings nicht. Er hat seine Musik konsequenterweise frei im Internet veröffentlicht. Alle, die mögen, können alle drei bisher erschienen Alben inklusive End of I kostenfrei herunterladen. So haben wirklich alle Menschen die Möglichkeit, sich von der Musik und den Texten des Künstlers inspirieren zu lassen. Nur wer eines der streng limitierten physischen Alben erstehen möchte, muss dafür Geld bezahlen. Erschienen ist das aufwändig produzierte und liebevoll illustrierte Digipack bei Aenaos-Records.

 

Und die Musik? Neben den bereits erwähnten neofolkigen Instrumenten und Arrangements gibt es viele überraschende Momente. Es bereichern nicht nur Sprachsamples das Repertoire, sondern auch Naturgeräusche wie im Opener „Where Souls Shine Brightest“. Ruhige, melancholische Bilder wechseln sich mit orchestraler Wucht ab. Die Lieder sind dabei, neofolk-typisch, nicht immer eingängig. Stücke wie „Their Playground“ oder „Ninety Six-Percent“ sorgen mit ihrem hallendem Sprechgesang für eine zutiefst apokalyptische Stimmung, während Songs wie „Legion“ oder „Mind Matter“ gänzlich hell und schwerelos erscheinen. Den Abschluss bildet der Bonus-Track „Hugging Strangers“ - eine schöne Gute-Laune-Nummer, die sich selbst nicht richtig ernst nimmt.

 

Das Album besteht insgesamt aus zwölf sehr unterschiedlichen Stücken, die eine Gesamtspieldauer von über 70 Minuten ergeben. In dieser Zeit ist aufgrund der vielschichtigen Arrangements konzentriertes Zuhören gefragt. „End of I“ ist kein Album, das man mal eben nebenbei hören kann. Dafür verlangen auch die Texte zu viel Aufmerksamkeit. „Art of Empathy“ schafft es auf dem neuesten Longplayer, die für den Neofolk typischen romantischen Themen mit drängenden Fragen dieser Zeit zu verknüpfen.

Ist das Kunst? Auf jeden Fall!

 

Hier geht es zur Webseite von Art of Empathy.