Jennifer B. Wind: Einmal kurz die Welt retten

Cover des Buches Jennifer B. Wind (Hrsg.): Einmal kurz die Welt retten. Krimis. Gmeiner Verlag 2022
Jennifer B. Wind (Hrsg.): Einmal kurz die Welt retten. Krimis. Gmeiner Verlag 2022

Während ich diese Rezension schreibe, sitze ich draußen. Der Tag könnte ein wunderbarer Sommertag sein, dabei haben wir noch nicht mal Mitte Mai. Das Frühjahr ist bereits jetzt erneut viel zu trocken.

Der ausbleibende Regen ist nur eines der vielen Zeichen, an denen wir erkennen, dass der Klimawandel leider kein Hirngespinst, sondern bittere Realität ist. Und, da sind sich alle Expert*innen einig: Es wird noch viel schlimmer kommen. Wäre es nicht schön, könnten wir "einmal kurz die Welt retten"?

 

Vielleicht klappt das ja noch. Das suggeriert zumindest der Titel der gleichnamigen Krimi-Sammlung. Moment mal - Krimis und Klimawandel? Wie geht das denn zusammen? Ganz prima, wie sich nach der Lektüre der unterhaltsamen, aber auch ernsten Geschichten herausstellt. Der Herausgeberin Jennifer B. Wind, der die Thematik ein Herzensanliegen ist, wie sie schreibt, gelingt es, dem Thema gleichermaßen eine eindringliche Warnung wie auch eine vergnügliche Lektüre erwachsen zu lassen. Grundlage sind 23 Geschichten unterschiedlicher Autorinnen und Autoren, die der Band versammelt.

Damit es nicht nur beim Fabulieren bleibt, gibt es außerdem zu jeder Geschichte noch ein Statement und Infos zu den Hintergründen - oftmals wie bei einem Sachbuch mit Quellen belegt. Die 24. Geschichte hingegen ist kein Krimi. Zum Abschluss schildert die Herausgeberin in einer Utopie, wohin sich die Welt entwickeln könnte, wenn wir den Klimawandel erfolgreich aufhalten können. Denn, und auch darin sind sich alle Expert*innen einig: Es ist nicht damit getan, weniger Auto zu fahren oder den Fleischkonsum zu reduzieren. Für eine global erfolgreiche Strategie braucht es einen umfassenden Wandel in der Gesellschaft. Nach all den düsteren Geschichten bildet dieser Ausblick einen versöhnlichen Abschluss.

 

Doch Frau Wind entlässt uns nicht, ohne noch mal im Nachwort auf die Gefahren des Klimawandels hinzuweisen - und darauf, wie man ohne viel Mühe selbst etwas tun kann: Weil mit der Produktion von Fleisch und Leder enorme Co2-Mengen einhergehen, lohnt es sich, stattdessen zu anderen Produkten zu greifen. Auch die Herstellung von technischen Geräten wie Fernsehern oder Handys ist ressourcen- und menschenausbeutend. Es ist sinnvoll, das alte Gerät so lange wie möglich zu nutzen und danach über die Anschaffung zum Beispiel eines Fair- oder Shiftphones nachzudenken. Und wer in den kommenden Monaten das deutschlandweit gültige 9-Euro-Ticket statt des Autos nutzt, spart nicht nur Co2, sondern auch noch das Geld für den Treibstoff.

Mit Geschichten für den Wandel sensibilisieren

Doch diese und weitere Ideen kommen den Lesenden spätestens nach der Lektüre sicherlich selbst. Die Geschichten sind thematisch geordnet; jede widmet sich einem bestimmten Hauptthema. Einige sind unter dem Eindruck des letzten Lockdowns und der anhaltenden Covid-Krise entstanden, andere thematisieren die zunehmende Wasserknappheit oder ein mögliches Leben in einem von Kriegen geprägten Europa. Manche sind durchaus humorvoll, andere sehr ernst. Anschaulich erzählen sie von den Gefahren eines großen Kollaps ("Beckmeisters Geschäfte"), esoterischer Erklärungen ("Kristallisationskerne") oder Nahrungsmittelknappheit ("Solvent Rot"). Es geht um pfiffige Mörder, skrupellose Profiteure und eiskalte Halsabschneider. Die unterschiedlichen Szenarien führen eindrucksvoll vor Augen, wie unterschiedlich sich unsere Welt unter dem Einfluss des Klimawandels entwickeln könnte - und keines dieser Zukunftsbilder hat noch viel damit zu tun, wie wir heute leben. Damit macht die Anthologie auch deutlich, dass wir tatsächlich jetzt in der Hand haben, in welcher Welt wir, unsere Kinder und unsere Enkelkinder morgen leben. Wird diese Welt durch Hunger, Krieg und Flucht geprägt sein oder durch Frieden und Freiheit?

 

Das sind die großen Fragen, die mit dieser Anthologie aufgeworfen werden. Wenn nur einige der Lesenden nach der Lektüre etwas weniger klimaschädlich leben würden, wäre schon viel gewonnen. Und da hätte auch der Verlag noch Spielraum gehabt, denn leider hat er das Buch nicht auf Recyclingpapier gedruckt.


Jennifer B. Wind (Hrsg.): Einmal kurz die Welt retten. Krimis. Gmeiner Verlag 2022. 409 Seiten, 12 €

ISBN:  978-3-8392-0128-2

Weitere Infos auf der Seite des Gmeiner Verlags.

Neben der klassischen Buchausgabe gibt es auch ein E-Book. 


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