Lust auf Urlaub, aber es ist noch keiner in Sicht? Entspannung, Unterhaltung und das einzigartige Flair der Kanalinseln bietet "Das Schweigen der Klippen", der zweite Band von Autorin Ellis Corbet rund um ein britisch-französisches Ermittlerduo, bestehend aus einer Inselpolizistin und einem Festland-Archäologen.
Der Mordfall greift zugleich ein aktuelles gesellschaftliches Thema auf: An der Küste der Kanalinsel Guernsey liegt liegt die Leiche einer alten Frau. Die Betreuer des Altenheims haben sie bereits vermisst, aber nicht so weit entfernt vermutet. Auf den ersten Blick sieht es für die herbeigerufene Polizei so aus, als wäre der Tod der dementen Odile ein Unfall gewesen; als hätte die verwirrte alte Dame tragischerweise an der Steilkünste den Halt verloren. Doch wie kam die Dame in ihrem Zustand vom Heim überhaupt dorthin? Und warum finden sich neben ihren noch weitere Fußspuren? Aber wer sollte Grund haben, einer dementen Dame Gewalt anzutun? Was kann eine verwirrte Frau sagen oder wissen, das nicht bekannt werden darf?
Am Anfang ist es nicht mehr als ein Verdacht, nur ein vages Gefühl, das Detective Inspector Kate Langlois nicht los lässt. Sie beginnt, den Unfall genauer zu untersuchen - und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Anscheinend war die alte Dame auch schon vor ihrer Demenz sehr unbeliebt in dem Inselort, in dem sie ihr ganzes Leben verbrachte - aber ein Mordmotiv ergibt sich für die Ermittlerin daraus auch nicht.
Weil niemand etwas weiß - oder zumindest vorgibt, nichts zu wissen-, gerät die Handlung lange nicht richtig in Gang. Zeugen werden befragt, ohne dass sich daran etwas ändert. Weil sich nichts tut, werden die Zeugen nochmal befragt, und wenig überraschend ist das Ergebnis das gleiche. Kate denkt viel darüber nach, wie alles zusammenhängen könnte, ohne auf eine heiße Spur zu stoßen. Oft wiederholt sie bereits bekannte Fakten oder referiert nochmals die Details aus unergiebigen Verhören. In einem parallelen Handlungsstrang erfahren wir, dass der Archäologe, den sie im ersten Band kennen- und lieben lernte, auf die Insel zurückgekehrt ist. Doch er traut sich lange nicht, Kate anzurufen - Stasis auch im privaten Umfeld. Stattdessen erfahren wir beim Lesen viel über Guernsey und seine Geschichte. Es fällt leicht, sich die einzigartige Natur und Kultur der Kanalinseln vorzustellen. Das macht richtig Lust auf Urlaub.
Entspannter Krimi vor malerischer Kulisse
Apropos: Wer diesen Krimi im Urlaub liest, kann den Wiederholungen und dem gemächlichen Tempo sicher viel abgewinnen. Dieser Roman lässt sich auch mal einige Tage aus der Hand legen, ohne dass dabei zu befürchten ist, den Überblick über die Handlung zu verlieren. Freund*innen von Cosy Crime und bildhaften Landschaftsbeschreibungen werden ebenfalls auf ihre Kosten kommen.
Gleichzeitig wirkt das gezeichnete Bild von der Polizeiarbeit wesentlich realistischer als in so manchem Action-Schmöker. Besonders positiv ist zu erwähnen, dass sich die Polizistinnen und Polizisten in diesem Buch mal nicht durchweg spinnefeind sind und sich gegenseitig ständig Steine in den Weg legen, sondern dass sie gemeinsam und konstruktiv einen Fall lösen wollen und das schließlich auch gelingt, eben weil alle zusammenarbeiten. Auch wenn sich nicht alle sich gleich gut verstehen, so sind die einzelnen Charaktere doch höflich, professionell und generell mit Freude bei der Arbeit.
Die klare Sprache des Buches macht es einfach, der Handlung zu folgen. Man muss den ersten Band, "Kalt lächelt die See", nicht gelesen haben, um an "Das Schweigen der Klippen" seine Freude zu haben. Ganz im Gegenteil, es wird viele Krimifans geben, die nach dem Einstieg mit dem zweiten Band Lust haben werden, auch noch den ersten zu lesen - zumal der im Klappentext wesentlich mehr Action verspricht ...
Ellis Corbet: Das Schweigen der Klippen.
Ein Guernsey-Krimi. Lübbe 2023
333 Seiten, ISBN 3404188519
Weitere Infos auf der Seite des Verlags.
Neben der klassischen Buchausgabe gibt es auch das E-Book.
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