Horror-Ausstellung: Tod und Teufel in Düsseldorf

Bild eines Raumes mit Installtionen in einem Museum.
Blick in einen Raum der Ausstellung "Tod und Teufel", die noch bis Januar 2024 im Düsseldorfer Kunstpalast zu sehen ist.

Horror im Museum? Nein, das ist keine Idee für ein zweifelhaftes B-Movie, sondern Thema der neuen Sonderausstellung des Museum Kunstpalast in Düsseldorf. Die Schau wagt sich an das universelle Gruselthema in einem großen Rundumschlag: Es geht nicht nur um aktuelle Kunst, sondern auch um die Varianz von gestern bis heute und das von Amerika bis Afrika. Dazu kommt sichtbarer Einfluss des Sponsors Mey und Edlich, einem Düsseldorfer Herrenausstatter. Das Ergebnis ist bisweilen schrill, bunt und keineswegs allumfassend.

Es ist die erste Schau der jungen Kuratorin Westrey Page, die von sich selbst sagt, bislang eher wenig Zugang zur dunklen Seite des Lebens gehabt zu haben ("Mein erstes Konzert waren die Spice Girls"), im Laufe ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema aber immer wieder neu berührt worden zu sein. Zu Beginn hat sie sich für einen eher klassischen Zugang entschieden: Sie und ihr Team haben die ersten Räume in stilvolle Dunkelheit getaucht, in denen man düstere Werke vergangener Epochen bewundern kann. Bekannte Namen wie Albrecht Dürer oder Francisco de Goya verdeutlichen, dass "die Faszination des Horrors", so der Untertitel der Ausstellung, nicht erst ein Phänomen unserer Tage ist, bleiben aber gleichzeitig eine Definition des Themas schuldig.

Blick auf eine Ausstellungsvitine mit einem schwarzen Kleid.
Schwarzbunte Vielfalt: Blick in die Ausstellung "Tod und Teufel" im Kunstpalast.

Anschließend geben Filmplakate und -Ausschnitte Einblick in die cinematografische Umsetzung von Grusel und Horror, gefolgt von Fotos und Logos aus dem Black Metal. Gothic, die andere Musikrichtung, die sich bei dem Thema anbietet, kommt lediglich in Form von wenigen Fotografien vor, bei dem der Fokus vor allem auf der Kleidung liegt. Überhaupt, die Kleidung: Sie ist für eine Kunstausstellung sehr präsent, zeigt aber nichts Überraschendes. Schwarze Kleidung in unterschiedlicher Anmutung ist eben kein Horror per se, auch wenn sie vielleicht dadurch inspiriert wurde. Und dass der Totenkopf heute auch gerne mal an Ringen oder Ketten getragen wird, ist ebenfalls kein Geheimnis.

Blick in eine Düsseldorfer Ausstellung.
Dem Black Metal und seinem Stil ist in der Ausstellung "Tod und Teufel" ein ganzer Raum gewidmet.

Spannend: Zeitgenössische Arbeiten zu Tod und Sterben

Spannend wird die Ausstellung in den letzten Räumen, die "zum Durchatmen", wie Page sagt, in weiß gehalten sind. Zum Durchatmen eignet sich die zeitgenössische Kunst, die hier ausgestellt wird, aber nur bedingt. Da gibt es einen Turnschuh, der mit Menschenblut verziert wurde, eine halb zugedeckte Leiche und links daneben den Schriftzug "Somebody". Wer sich die Mühe macht, die Zusatzinformationen zu lesen, erfährt, dass die Schrift mit der Asche eines Verstorbenen erstellt wurde. Auch die Arbeit  der Künstlerin King Cobra hat es in sich: Ihre plastische Installation thematisiert Gewalt, die farbigen Frauen angetan wurde. Eher nebensächlich wirkt da der Hinweis auf ein Logo der Popsängerin Rhianna, das im Black-Metal-Stil erstellt wurde oder auf ein Video von Lady Gaga, in dem sie sich selbst als amorphes Wesen präsentiert.

 

Insgesamt zeigt die Ausstellung rund 120 Exponate aus dem Bereich Mode, Musik, Film und zeitgenössischer Kunst. Das ist für eine Schau, die sich selbst als epochen- und spartenübergreifend versteht, auf der einen Seite zu wenig. Wer durch die Räume schlendert, wird zwangsläufig viele bekannte Horror- und Gruselwerke vermissen. So kommt zum Beispiel die Addams Family nur mit einem Filmplakat unter vielen vor, obwohl sie das Genre maßgeblich geprägt hat. Auf der anderen Seite sind es zu viele Exponate, denn Schriftzüge, Textzusammenstellungen von Musiktiteln oder Kleidungsstücke können tatsächlichen Horror nicht transportieren. Und so ist es der umfassende Anspruch, an dem die Schau letztendlich krankt. Hier wäre eine Beschränkung auf ein Unterthema sinnvoll gewesen, wie es 2012 im Frankfurter Städelmuseum mit "Schwarze Romantik" hervorragend gelang.

Schriftzug "Tod und Teufel"
Der Titel der Ausstellung im Black-Metal-Stil findet sich leider nur in der Ausstellung selbst, nicht in den Ankündigungen.

Fragezeichen nach dem Ausstellungsbesuch

Bleibt die Frage nach der Zielgruppe: Allen, die sich mit Horror, Tod und Teufeln ohnehin bestens auskennen, weil sie sich in einer entsprechenden Subkultur bewegen, ist die Schau höchstens bedingt zu empfehlen, denn sie bietet keine neuen Blickwinkel und überhaupt nur wenig Überraschungen. Wer als Kunstfan diese Ausstellung besucht, muss hingegen eine gewisse Neugier auf das Andersartige mitbringen, um die einzelnen Werke würdigen zu können. Egal, welcher Fraktion man sich zugehörig fühlt, nach dem Rundgang, an dem man sich unvermittelt in einem Café wiederfindet, bleibt die Frage: "Und jetzt?"

Leider wird sie in keiner Weise aufgelöst.


Zu sehen ist "Tod und Teufel" noch bis zum 21. Januar 2014 für zwölf ( ermäßigt neun) Euro zu den Öffnungszeiten des Kunstpalastes.

Alle Infos gibt es auf der Seite des Museums.

Das Begleitprogramm ist umfangreich und so bunt wie die Ausstellung, aber leider sind viele Termine bereits ausgebucht. Hier geht es zur Übersicht.

Umfassend informiert der Katalog zur Ausstellung, der auch Interviews mit einigen der vertretenden Kunstschaffenden enthält.  Er ist im Sandstein-Verlag erschienen.