Das war die Soester Fehde 2017

Historisch belegt: Bogenschützin auf der Soester Stadtmauer
Soester Fehde 2017: Auch Frauen standen bereit, um die Stadt gegen das Kölner Heer zu verteidigen.

"Eine Stadt" (er)lebt das Mittelalter" - so lautet der Slogan der dreitägigen Veranstaltung im westfälischen Soest. Alle zwei Jahre treffen sich hier internationale Reenacter und interessierte Soester Bürger, um die historischen Ereignisse rund um die Soester Fehde Mitte des 15. Jahrhunderts nachzustellen - in historischer Gewandung, inklusive Musik und Tanz, Kampfgetümmel, Erstürmung der Stadtmauern und Kanonendonner. Aus dem historischen Ereignis ist ein tolles Erlebnis für die ganze Familie geworden.

Eine Männergruppe sitzt während der Soester Fehde um ein Lagerfeuer
Hoch die Becher: Nach getaner Arbeit auf dem Schlachtfeld gönnen sich die Reenacter den wohlverdienten Feierabend.

Flankiert von diversen Kulturveranstaltungen gab es am so genannten Fehde-Wochenende von Freitag, den 28. bis Sonntag, den 30. Juli ein buntes Programm ähnlich dem der kommerziellen Mittelaltermärkte - und doch ganz anders. In Soest dreht sich alles um das Spätmittelalter, genauer, um die Zeit, als Soest in einem Anfall von Kühnheit sich vom Kölner Erzbischof lossagte und den Klever Herzog Johann zu seinem Statthalter ernannte. Der Erzbischof ließ sich das natürlich nicht gefallen und belagerte die Stadt, um sie wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Sehr zum Erstaunen heutiger Historiker gelang es dem kleinen Soest - mit Hilfe des Klever Herzogs - die Truppen des Kölners zu vertreiben. Dieses denkwürdige Ereignis feiert die Stadt bis heute.

Ausstattung auf der Soester Fehde.
Zahllose kleine Details machten den Besuch der Lager in Soest zu einem Erlebnis.

Blick In das Späte Mittelalter

Rund um die historische Stadtmauer, die noch gut erhalten ist, bauten am letzten Juliwochenende Lagergruppen, Handwerker und Händler ihre Zelte auf. Das schöne Bild an den Wallanlagen passt zur Zeit um 1450 - dass der eine oder andere Händler auch Waren anbot, die nicht ganz zeitgenössisch waren, fiel nur Experten auf und bereicherte das bunte Treiben. Für nur 5 € Eintritt konnte man in eine fremde Welt eintauchen: Knechte und Mägde bereiteten das Essen für ihre Herrn, Kämpfer ruhten sich nach ihrem Tagwerk am Lagerfeuer aus, Landsknechte zogen durch die Gassen und eine Frauengruppe stimmte altes Liedgut an.

 

Die Stimmung in den Lagern und bei den Händlern war entspannt und freundlich - wer sich interessierte, bekam überall kundige Antworten, durfte anfassen und miterleben. Auf zwei Bühnen wurde zudem Musik und Unterhaltung geboten. Das Sprachgewirr - neben Deutsch war auch Tschechisch, Polnisch, Niederländisch und mehr zu hören - trug seinen Teil zur Atmosphäre bei. Die Stadt Soest warb damit, dass Aktive aus 12 Nationen an dem Spektakel beteiligt waren.

Ritter auf der Soester Fehde 2017
Warten auf die Schlacht: Reenacter in Soest

Das Highlight eines jeden Tages jedoch war die szenische Darstellung des Sturms auf die Stadt Soest von Juli 1447. Karten für die Veranstaltung auf dem Stadtwall waren sehr begehrt. Wo sonst lassen sich mehrere hundert Mitwirkende quasi am Originalschauplatz bei der Nachstellung eines wichtigen historischen Ereignisses bewundern? Die vielen Kämpfer, Musikanten und Bürger wurden allesamt von interessierten Laien dargestellt. Eine beachtliche Leistung des Regisseurs, all diese Menschen so zu koordinieren, dass die Vorstellung bei ihrer beachtlichen Dauer von anderthalb Stunden keine Längen aufwies und den Gang der Geschichte unterhaltsam und humorvoll präsentierte.

Kämpfende Truppen am Wall in Soest.
Imposantes Spektakel: Die Aufführung der Soester Fehde 2017.

Sehr schön war auch, dass sich das Spektakel bis in die Innenstadt hineinzog - das Motto der lebendigen Stadt bestand tatsächlich aus mehr als nur Worten. Selbst am Bahnhof sah man Gewandete an- und abreisen. Eine tolle Bereicherung für das ansonsten eher beschauliche Soest! Die Veranstaltung wurde von zahlreichen Institutionen der Region gefördert - und beim Vorüberschlendern an den bunten Zelten und den fröhlichen Darstellern bekam man das Gefühl, dass es hier tatsächlich um mehr ging als nur um einen weiteren Mittelaltermarkt oder aber eine möglichst authentische Nachstellung eines historischen Ereignisses: Die Soester Fehde wurde zum Anlass für ein friedliches Fest der Soester und aller Interessierten. Ein schönes Event, dessen besondere Atmosphäre in zwei Jahren sicher wieder den Besuch lohnt - auch, wenn man kein Soester ist. 

Hier die Bildergalerie zur Soester Fehde: