Die besten Krimi- und Thriller-Hörbuchserien bei Spotify und Audible - Teil III

Seit wir Teil 1 und Teil 2 dieser Serie von Empfehlungen veröffentlicht haben, ist viel passiert auf dem Hörspielmarkt: Tolle Neuheiten sind erschienen, andere Perlen im Bereich der Krimi- und Thriller-Hörbücher haben wir erst jetzt entdeckt. Zeit also für einen neuen Teil mit Vorstellungen von spannenden, witzigen und berührenden Krimi- und Thriller-Hörbüchern, die gleich reihenweise Hörspaß bieten!

Lust auf Terry-Pratchett-Humor im Hier und Jetzt? In seiner Urban-Fantasy-Krimireihe rund um die Redaktion der Zeitschrift "The Stranger Times" bringt der britische Comedian McDonnell jede Menge abstruse Verschwörungstheorien mit spannenden Krimiplots zusammen. Und weil der Autor dabei nichts und niemanden so richtig ernst nimmt, entsteht ein großer Spaß für alle, die die Mischung von britischem Humor, Fantasy und Krimi nicht merkwürdig finden, sondern genial. Apropos genial: Die Hörbücher sind wunderbar von Sascha Icks eingesprochen, die es sowohl schafft, den vielen, vielen Charakteren eigene Stimmen zu geben als auch die Spannung und den Humor zu transportieren. Eine ausführliche Rezension der (Buch-)Reihe auf NRW Alternativ gibt es hier.

Bisher sind drei Bände erschienen, die sowohl bei Spotify als auch bei Audible verfügbar sind. Gute Nachrichten: Ein vierter Band der Reihe ist bereits angekündigt.

Bei Spotify ist Band 1 und 2 ungekürzt zu hören, Band 3 ist allerdings gekürzt. Die ungekürzte Version von "The Stranger Times - Love Will Tear Us Apart" bitte entweder bei Audible hören oder als Buch lesen.

Die Serie versteht es, eigene Kriminalfälle mit dem kanonischen Sherlock Holmes zu verknüpfen: Hier erleben wir Sherlock als Chemie-Studenten, dessen beschauliches Leben eine dramatische Wendung nimmt, als er sich mit einem Studienkollegen anfreundet. Der Autor erklärt ganz nebenbei, wieso der Sherlock Holmes in der Baker Street, den wir später durch Watson kennenlernen, so ist, wie er ist - wie zum Beispiel seine chemischen Experimente zu verstehen sind oder die Tatsache, dass er sich in keiner Beziehung befindet sowie das schwierige Verhältnis zu seinem Bruder Mycroft. Das ist wirklich gelungen, dafür verzeiht man, dass die Auflösung der durchaus interessanten Kriminalfälle oft holzhammermäßig erfolgt.

Sprecher Christoph Hackenberg ist nicht schlecht, aber auch nicht richtig mitreißend. Das macht die Serie auch zu einem guten Kandidaten für ein Hörbuch zum Einschlafen.

"Die Abenteuer des jungen Sherlock Holmes" ist übrigens ebenfalls eine Empfehlung für alle, die weder Spotify noch Audible nutzen: Es gibt sie nämlich komplett kostenlos auf Youtube. Zu einer Übersicht mit allen Folgen auf dem Videoportal geht es hier.

Blutige Agentenstories gibt es viele - das hier ist die Standardgeschichte mit jeder Menge Comedy! Für Fans von Fernsehserien wie Chuck oder Filmen wie Johnny English entfaltet Autor Tom Finn ein Feuerwerk an Maschinengewehrsalven, Verfolgungsjagden und abstrusen Ideen. Letztere stammen allesamt von der Sekretärin Lena, die eines morgens feststellen muss, dass der von ihr geschätzte Chef ein hohes Tier in einer Geheimorganisation ist. Als er bei einem Anschlag um's Leben kommt, fällt ihr seine Rolle zu - und sie ist heillos damit überfordert. Aber auch wenn es Lena an einer Agentenausbildung mangelt, Fantasie besitzt sie reichlich. So kommt sie aus lebensgefährlichen Situationen immer wieder raus, indem sie Dinge tut, die echte Geheimagenten nie tun würden ...

Die Rezis im Netz sind gemischt, weil einige offenbar den Humor nicht mögen (oder gar nicht erst verstehen, was eine Parodie ist). Daher an der Stelle eine Warnung: Wer nichts für dumme Sprüche und flache Witze übrig hat, sollte zu einem ernsthafteren Stoff greifen. Für alle anderen beschert "Niemand lebt für immer" viele Stunden voller unterhaltsamer Comedy, ohne auch nur jemals den Versuch zu wagen, tiefgründig, logisch oder bodenständig zu sein.  Die Fortsetzung des ersten Teils gibt es leider nicht bei Spotify, sondern nur bei Audible.

Weitere Teile sind laut dem Autor aktuell nicht geplant.

New York um die Jahrhundertwende: Der jungen Irin Molly Murphy ist das Pflaster in ihrer Heimat zu heiß geworden. Spontan beschließt sie, nach Amerika auszuwandern. Doch schon auf dem Schiff läuft nicht alles wie geplant, und in Amerika angekommen, werden die Dinge erst richtig kompliziert, denn sie schlittert von einem Mordfall in den nächsten. Auch in New York scheint Molly Murphy nirgendwo richtig hineinzupassen. Darum beschließt die resolute junge Frau kurzerhand, die Assistentin des berüchtigten Privatdetektivs Paddy Riley zu werden. Doch als ihre Welt eines Morgens erneut durch einen Mord erschüttert wird, findet sich Molly plötzlich zwischen Schriftstellern, Schauspielern und Dichtern wieder, von denen jeder ein Mörder sein könnte. Sie ist entschlossen, den Fall aufzuklären und ahnt dabei nicht, in welcher Gefahr sie selbst schwebt …

Das Bild der pulsierenden Metropole zwischen Tradition und Moderne, die gleichzeitig als Schmelztiegel der Kulturen fungiert, ist zweifellos der heimliche Star dieser Krimi-Reihe. Aber auch Molly verbucht Sympathiepunkte, denn sie ist hilfsbereit und aufgeweckt. Und die Romanze zwischen ihr und einem professionellen Ermittler trägt zusätzlich zur Spannung bei. In der Summe ist die Molly-Murphy-Reihe routiniert geschriebener und ebenso gesprochener Cosy Crime für Historienfans.

Obwohl in der Reihe zahlreiche gedruckte Bände erschienen sind, sind aktuell nur die ersten neun davon als Hörbuch zu bekommen.

Im Krimi-Genre gilt ja oft die Maxime: Wie immer, nur anders. Einen gänzlich anderen Ansatz nutzt die Autorin Amy Achterop (das ist natürlich ein Pseudonym), um ihre Geschichte von fünf Individualisten zu erzählen, die sich unter der Regie von Ex-Polizist Arie zusammentun, um in Amsterdam eine Detektei zu gründen. Weil Mieten in der niederländischen Hauptstadt teuer sind, funktionieren sie kurzerhand Aries Hausboot zum Detektivbüro um. Fokusfigur des ersten Teils ist Maddie, die mit ihrer geistig behinderten Schwester zusammen wohnt, was Maddies Liebesleben gar nicht gut tut. Dann gibt es da noch Jack, der jobtechnisch nichts richtig auf die Kette kriegt, und Jan, der darunter leidet, dass seine Eltern seine/ihre Wandlung in ein anderes Geschlecht nie akzeptiert haben. Elin wiederum ist Schriftstellerin, die seit der Trennung von ihrem Freund nicht mehr Schreiben kann. Die fünf, bald erweitert um einen gutmütigen Hund und ein flinkes Eichhörnchen, stellen fest, dass es ihnen gut tut, Zeit miteinander zu verbringen. Dann kommt auch noch ein Koch auf das Boot, der will, dass sie das Rezept für ein Hochzeitsmenü der Konkurrenz ausspionieren. Erst nach und nach findet die Hausboot-Detektei heraus, dass dieser Auftrag mit dem Tod des Weinsommeliers Henk Perenboom zu tun haben muss ...

Vielleicht, könnte man einwenden, hat sich die Autorin mit der Aufgabe übernommen, verschiedene aktuell unterrepräsentierte gesellschaftliche Gruppen in einem Krimi zu porträtieren. Aber ihr gelingt es, die Schwierigkeiten und Probleme von Menschen, die nicht der Norm entsprechen,so lebendig und natürlich in die Handlung einzuflechten, dass es an kaum einer Stelle gewollt wirkt. Schnell ist die Truppe auf dem Hausboot sympathisch, weil sie sich für in Not geratene einsetzt - egal, ob es sich dabei um Menschen oder um Tiere handelt. Natürlich geht so viel Menschlichkeit zu Lasten der Krimihandlung, die überhaupt erst im zweiten Teil des Buches Fahrt aufnimmt. Für alle, die bisher dachten, Krimi sei nicht ihr Genre, oder denen auch Cosy Crime oft noch zu blutig ist, gibt es mit der Hausboot-Detektei eine wirklich gemütliche Krimi-Alternative.

Bisher sind zwei Bände erschienen, ein dritter ist bereits angekündigt.